…und wie du Dich daraus befreien kannst 

Gehörst du zu den Menschen, die anderen alles recht machen wollen und nur schwer Nein sagen können? Orientierst du dich zu sehr an den Bedürfnissen deiner Umgebung?

Es ist eine der tiefsten menschlichen Sehnsüchte,
uns vollkommen gesehen und geliebt zu fühlen.
Wir wollen uns zugehörig fühlen, angenommen und wertgeschätzt werden,
so wie wir sind.

Doch was passiert, wenn wir für das Gefühl der Zugehörigkeit unsere Bedürfnisse opfern und unsere Grenzen übertreten? Viele Menschen wissen nicht einmal, wo ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen sind.

Vielleicht ist es schon längst zur Gewohnheit geworden, für andere da zu sein und sich den Gegebenheiten unterzuordnen. Einige empfinden sich in diesen Momenten als besonders wertvoll. Andere Menschen fühlen sich nur in einer harmonischen Umgebung wohl und meiden Konflikte.

Doch zwanghafte Harmonie knechtet die freie Entscheidung. Die Entscheidung Ja zu sagen oder aber Nein. Die Entscheidung sich zu verbinden oder abzugrenzen, die Entscheidung sein Leben entsprechend seiner Bedürfnisse zu gestalten.

Ich habe lange Zeit meine Bedürfnisse ganz automatisch unter jene meiner Mitmenschen gestellt. Ich kannte meine Stimme nicht, ich war ein Echo. Und das war mir nicht einmal wirklich bewusst. Ich habe viel zugehört und wohlwollend genickt. Ich habe bestätigt und mich dabei leer gefühlt. Daher zog ich bis Mitte 20 auch Menschen an, die sehr viel von sich redeten. Ich hatte dann manchmal sogar das Gefühl verschluckt, zu werden und war nach Treffen ausgelaugt. Ich fühlte mich selbst nicht mehr.

Ich begann zu beobachten, was da los war. Ich fand heraus, dass ich in mir den Glauben hatte, nicht wichtig zu sein. So gibt es verschiedenste Motive, die dazu führen, es anderen recht machen zu müssen. Einige sind:

  • Man sitzt zwischen den Stühlen, weiß nicht wo man hingehört und kennt seine eigene  Position nicht.
  • · Manche Menschen fühlen ihren eigenen Schmerz nicht, wenn sie mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Angelegenheiten anderer Leute sind und sich rührend um Menschen kümmern, denen es schlechter geht als Ihnen selbst.
  • Andere Menschen bekommen sofort ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle, wenn sie ihren eigenen Prioritäten folgen. Von ihnen höre ich oft den Satz: „Ich möchte den anderen nicht verletzen“.

Was hilft?

Ein stetiger leidenschaftlicher Weg zu einem Gespür für sich. Ein inneres Anerkennen des eigenen Wertes. Kennenlernen des persönlichen Raumes, deiner Eigenschwingung, deiner Grenzen. Vertrauen in die eigene Entscheidungskraft.

Wenn du weißt, wer du bist und was du brauchst, dann entwickelt sich ein immer klareres Gefühl von dir. Dann hast du einen Standpunkt. Hast du selbst keine Ahnung, wo du stehst, wirst du unbewusst durch die Umgebung gelenkt. Dann könnte auf deinem Grabstein stehen:
Mein Leben hat jedem gefallen, nur mir nicht.“ Zu deinem Selbstgefühl gehören Werte, auf die du dich beziehen kannst und (d)eine Intuition, auf die du vertrauen kannst. Denn ganz tief in dir gibt es einen Platz, wo du ganz genau spürst was du selbst möchtest.

Folgende vier Wege haben mir geholfen,
mich von dem Recht-machen-müssen-Zwang mehr und mehr zu befreien:

  • Meine Bedürfnisse innerlich ernst zu nehmen,
    selbst wenn sie mir nicht angemessen erscheinen
    Es ist da, also darf es auch da sein!
  • Zu lernen, schlechte Stimmungen auszuhalten. Hier hilft extrem unser Körperbewusstsein (dazu wird es demnächst einen Artikel geben). Bei harmoniebedürftigen Menschen, gibt es die Tendenz, vor schlechten Stimmungen fliehen zu wollen und alles ganz schrecklich zu finden. Das führt dazu, dass wir uns selbst gar nicht mehr spüren. Die Frage die hier weiterhilft ist: Was macht diese Stimmung mit mir? Und wie fühlt es sich während meines Erlebens in meinem Körper an? Wenn wir ein Gefühl als Körperempfindung spüren können, wird es für uns wesentlich erträglicher. Wir spüren uns immer noch in unserem Körper und verschwinden nicht in der schlechten Stimmung.
  • Ein schlechtes Gewissen tötet nicht! Wenn wir beginnen, die Erwartungen der Mitmenschen nicht mehr zu bedienen, wird das gefürchtete schlechte Gewissen vermutlich auftauchen. Doch es wird mit jedem Mal abnehmen. Und die eigene Kraft und das Vertrauen in dich wächst mit jedem Mal, wenn du es schaffst für dich selbst einzustehen. Das bringt Freude und Neugier. Ein schöner Nebeneffekt: Der Respekt an deiner Person wird auf magische Weise steigen. Leute stellen viel weniger Erwartungen an dich, die du nicht erfüllen kannst oder willst.
  • Auseinandersetzen mit den eigenen Aggressionen. Harmoniebedürftige Menschen haben in ihrer Vergangenheit Aggressionen als sehr bedrohlich erlebt. Darum bewerten sie diese als negativ und haben so auch den Zugang zu ihren gesunden Aggressionen verloren. Dadurch fühlen sie wenig Energie für klärende Auseinandersetzungen und trauen sich nicht,ihre Grenzen zu setzen.