Vom Gefühl Funktionieren zu müssen zu emotionaler Berührbarkeit

Wir alle kennen wahrscheinlich das Gefühl „immer“ funktionieren zu müssen.
Obwohl ich glücklicherweise in einen Umfeld lebe, wo es Raum für Gefühle und liebevoller Begegnung gibt, merke ich immer wieder, wie tief dieses Funktionieren müssen auch in mir verankert ist. Der ständige Druck voranzukommen, die zwanghafte Optimierung der Persönlichkeit, und das Leben mit der „to-Do-Liste“ , das kennen wir wohl alle.
Wir leben in einer Gesellschaft, die den Selbstwert an Leistungen misst.

Der Funktionieren Müssen Modus beherbergt eine ganz bestimmte Atmosphäre, nämlich eine Mischung aus Überforderung und „Nicht wirklich fühlen wollen“. Körperlich begleitet ist diese leicht getriebene Stimmung von flachem Atem und engem Denken. Der Nacken wird fest und der Kiefer hart. Äußerlich wirken wir tough, und können unsere Verletzlichkeit meisterhaft in lockere Sprüche, oder Humor umwandeln, doch innerlich fühlen wir uns irgendwie schwach. Und für viele ist dies ganz normal.

Musst du denn wirklich Funktionieren?

Es ist hilfreich, dir die Frage zu stellen, ob ich du denn tatsächlich funktionieren musst, oder
ob du dich auch selbst unter Druck setzt. Manchmal ist es der eigene Anspruch perfekt zu sein. Wir haben vielleicht Angst, uns zu zeigen, wie wir uns wirklich fühlen. Wir haben Angst, nicht mehr gemocht zu werden, wenn wir uns mal raus ziehen. Wir haben Angst etwas zu verpassen, wenn wir nicht ständig am Ball bleiben.
Uns in unseren Bedürfnissen wichtig zu nehmen, erfordert also auch die Konfrontation mit den Konsequenzen. Doch langfristig ernten wir das Geschenk uns lebendiger und selbstbestimmter zu fühlen. Was hilft uns denn aus dem Funktionieren müssen Modus heraus?

Verbundenheit.

Meine Beobachtungen zeigen, dass das Gefühl funktionieren zu müssen weicht,
sobald wir uns verbunden fühlen. Mit Verbundenheit ändert sich unser Grundgefühl sofort.
Unser Körper fühlt sich lebendiger an, unser Atem fließt leicht, unser Denken wird inspiriert,
das Leben scheint leichter.

Verbundenheit kann auf viele Weise entstehen z.B. mit deinem Partner, deinen Freunden, deinem Wohnort und nicht zuletzt mit dir selbst. Im Moment der Verbundenheit werden viele selbst auferlegte Notwendigkeiten unwichtiger.

Was kannst du tun, um dich verbunden zu fühlen?

Die Frage könnte in einem Jahresworkshop beantwortet werden und ist unglaublich vielschichtig.
Beobachte zunächst einfach, was in dir passiert, wenn du dich verbunden fühlst.

Sei es auch nur durch ein nettes Lächeln auf der Straße; etwas verändert sich in dir.
Vielleicht atmest du tief durch, vielleicht durchflutet dich ein warmes Gefühl oder ein

hoffnungsvoller Gedanke. Atme tief und speichere innerlich dieses Gefühl ab.

Bei jeder Erfahrung von Verbundenheit merke dir bewusst die Körperempfindungen.
Immer wieder. So kannst du dich in Momenten der Isolation, an diese Momente der
Verbundenheit zurückerinnern.

Als Kind habe ich mir eine Lieblingsecke eingerichtet, in der ich mich mit meinen Teddy´s sehr wohl fühlte, es war „mein Reich“ und ich kam dort immer in Verbindung mit meiner eigenen
Freude. Heute lege ich ein gutes Musikstück ein, oder singe, um mich in eine gute Schwingung zu bringen.

Wenn mich etwas innerlich sehr bewegt, versuche ich mich mitzuteilen. Nicht immer hat man das Glück Menschen in seiner Umgebung zu haben, die ein offenes Ohr schenken können. Doch gibt es sie, dann scheue dich nicht dich mitzuteilen. Etwas zu teilen schafft Erleichterung und das Gefühl der Verbundenheit.

Verbundenheit ist der Funktionsmoduskiller schlechthin, ebenso wie Kreativität.

Kreativität.

Kreativität öffnet deinen eigenen Lebensfluss und verbindet dich mit deiner
schöpferischen Kraft. Kreativität kann sich in allem ausdrücken: wie du dein Essen zubereitest, wie du dich kleidest, oder eben als ein Tanz am Morgen. Seit etwa 3 Monaten beginne ich den Tag mit etwas Kreativem, etwas das mir Spaß macht. Bisher hatte ich immer brav alle Notwendigkeiten meiner Arbeit zuerst erledigt, und bin dann zu erschöpft gewesen, kreativ zu sein. Seit ich es umgekehrt habe, merke ich wie ich aus der Kreativität Energie gewinne und mir dann auch die Notwendigkeiten leichter fallen.

Atmen und Spüren

Das Atmen ist eine Möglichkeit um dich mit deinen Gefühlen in Kontakt zu bringen.
Wenn wir überfordert sind, brauchen wir Raum, um wahrnehmen zu können, was sich dahinter verbirgt: vielleicht sind wir ja eigentlich wütend oder traurig.
Mit deinen Gefühlen in Kontakt zu kommen hilft dir, mit dir in Verbindung zu kommen.
Es ist auf Dauer tragbarer, als dein Fühlen zurückzudrängen, in die Anspannung zu gehen und zu funktionieren. Funktionieren müssen erschöpft auf Dauer, den Gefühlen Raum zu geben setzt Energie frei. Wir können uns von Moment für Moment immer wieder neu entscheiden.